Gestern hatte ich frei und war den ganzen Tag alleine, weil meine Jüngste bei einer Freundin übernachtete. Ein Szenario, bei dem ich mir vor Jahren alle 5 Finger abgeleckt hätte. Ruhe, Zeit für mich, keine Verpflichtungen… herrlich.
Was ich gemacht habe? ich lag 12 Stunden auf der Couch und hab mir Youtube-Videos und Dokus reingezogen. Aufgestanden bin ich nur, wenn ich Hunger hatte oder aufs Klo musste. Und ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. Genug Zeit. Mehr als genug.
Was dabei rauskam außer Kopfweh? Davon erzähl ich euch heute.
Ich hab genug davon…
…meine ZEIT zu verplempern:
Ja, Zeit hab ich mehr als genug, auch wenn ich grad in dem Dilemma bin, genau da, wo ich grade bin, nicht sein zu wollen. Sitz ich in der Arbeit, will ich nach Hause. Bin ich daheim, weiß ich nichts mit mir anzufangen. Vielleicht hab ich nicht nur genug, sondern zu viel davon. Im ersten Trauerjahr hab ich mich voll und ganz dem Umbau und der Renovierung meines Häuschens gewidmet, hab Dinge zum ersten Mal ausprobiert – und geschafft. Ich war beschäftigt und hatte immer ein Ziel vor Augen.
Jetzt ist es ruhiger geworden, der Alltag ist eingekehrt. Und der ist – gelinde gesagt – ziemlich beschi**en. Öde, leer, langweilig, frustrierend, demotivierend. Mir einzureden, ich könne doch jetzt ruhigen Gewissens all das tun, zu dem ich früher nicht kam, hilft nur bedingt. Die Dinge machen auch nur mehr halb so viel Spaß, wenn man sie immer tun kann. Es gibt auch kein sichtbares Ziel dabei. Jo, basteln und handarbeiten – aber wofür? Herausforderung ist das keine, ich machs halt. Der Sinn dahinter fehlt.
…in meinem KRAM zu ersticken:
in letzter Zeit schau ich mir viele Aufräum-, Ordnungs- und Ausmistvideos an. Ja, ich habe definitiv zu viel Kram. Jedes Zimmer in diesem Haus ist vollgestopft mit Dingen, Gegenständen und Material. Erinnerungsstücke, Kleidung, Bastelmaterial, Wolle, Bücher, Deko… die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Nun könnte man sagen, “Minimalismus” wäre MEIN Schlagwort des Jahres – im Wohnmobil komm ich ja auch mit viel weniger aus, ohne das es mich stört.
Nun, da sperren sich 2 Dinge in mir: erstens werfe ich ungern “gute” Sachen einfach weg, nur weil ich sie nicht mehr brauche. Flohmarkt, Onlinemarkplätze & Co sind halt aber auch mühsam, anstrengend und selten von Erfolg gekrönt.
Und zweitens möchte ich jetzt auch nicht in einem Haus mit leeren Regalen leben, nur weil ich den Kram darin jetzt grad nicht brauche. Ich schöpfe gern aus dem Vollen, freue mich darüber mit nur einem Griff auf Gegenstände zugreifen zu können, wenn ich grad Lust drauf habe. Den Platz dafür hab ich, es stört ja auch niemanden, warum also sollte ich alles wegwerfen oder herschenken?
Aufgeräumter, ja, aufgeräumter könnte es schon sein. Organisiert, in Regalen und Kisten hübsch geschlichtet. Das wär schön. Nichts mehr, da sim Keller am Boden steht, weil das Regal voll ist. Alles zugänglich, katalogisiert, übersichtlich.
…in FRUST und SELBSTMITLEID zu ersaufen:
Ohja, auch davon hab ich mehr als genug. Und das wäre auch ein Bereich, der komplett weg könnte. Ich fürchte nur, solang ich die sichtbare Ordnung nicht bewerkstellige, wird sich auch die innere nicht fügen.
Aber (Aber-Sätze sind immer, ausnahmslos Frustsätze) irgendwie läuft grad nichts wie am Schnürchen und mir geht langsam die Kraft und Motivation aus. Ich mag nicht mehr, ich hab genug davon zu kämpfen. Noch dazu, wenn ich nicht mal weiß wofür. Mehr Zeit kann es nicht sein, geregelter Alltag wohl auch nicht. Mehr materielle Dinge schon gar nicht. Mehr Erinnerungen an schöne Zeiten verkrafte ich auch nicht mehr, die überrollen mich eh von allein.
Also. Was ist es dann? Zufriedenheit, innerer Frieden? Was brauch ich dafür? Jo, meinen Mann zurück. Aber das geht wohl nicht, obwohl ich bis vor wenigen Wochen die Hoffnung nicht aufgegeben hatte. Ich dachte wohl, wenn ich mich besonders bemühe, werde ich vielleicht doch noch belohnt und alles war nur ein böser Traum. Jetzt weiß ich halt auch nicht mehr, wofür ich mich bemühen sollte, alles gut zu machen, wenns eh nix bringt. *pitschepatsche-schwimm-ich-in-meinem-selbstmitleid*
…meine KRAFT zu vergeuden:
Ich weiß dass ich genug Kraft habe, alles zu schaffen. Ich weiß auch, das sich diese Kraft oft genug damit verplempere, mich gegen etwas zu wehren, was nicht veränderbar ist.
So, was mach ma nun mit diesen erleuchteten Erkenntnissen?
- ich hab nicht nur genug, ich hab meistens ZU VIEL (mein Mann sagte immer: Von allem z’wenig und z’viel ist den Narren ihr Ziel)
- ich vergeude die wertvollen “Güter” wie Zeit und Kraft ziemlich sinnbefreit
- Materielle Dinge erdrücken mich (sonst würd ich mich nicht mit dem Thema beschäftigen)
- Ohne Ziel und Sinn fällt es mir schwer, an etwas dranzubleiben
Also doch Minimalismus, Reduzierung, Ausmisten als selig machender Weg?
Nnnjjein – nicht ganz.
Also Minimalismus scheidet aus, wie gesagt, leere Regale sind nicht das Ziel meiner schlaflosen Nächte.
Reduzierung – ja, darüber kann man reden.
Ausmisten – definitiv.
Eine Challenge? Ich mag Challenges (?? schreibt man das so?), da hab ich mein selbstgewähltes Ziel und einen Grund, weiterzumachen, wenn ich das öffentlich dokumentiere. 365 Tage zum “Traumhaus”, in dem es viel gibt, das aber alles geordnet griffbereit zur Verfügung steht. Geld sparen durch Einkaufsstop von Kram, der eh schon zigfach hier rumfliegt.
Ja, es wird immer noch einen schönen Block oder traumhafte Wolle geben, die ich noch nicht habe. Solange ich aber nicht mit dem arbeite, was schon da ist, brauch ich nicht noch mehr in die Kästen zu stopfen. Denn da sind Dinge dabei, für die ich manchmal ewig gekämpft habe, um sie zu besitzen. Zum Beispiel Wolle im Wert von >300€ für eine Mantel, die nun seit Jahren hier rumliegt und noch nicht mal Stricknadeln gesehen hat.
Mit all dem Bastelmaterial hab ich zig Ideen, die ich aber nicht umsetzen kann, weil ich ja ständig schauen muss, was es noch alles gibt und mich dann um die Eigentumsverhältnisse dieser ach so tollen Dinge kümmern muss – sie müssen zwingend in mein Eigentum übergehen. Welch ein Schachsinn.
Der Anfang ist durch die Kombination von Flylady und Konmarie gemacht, gepaart mit Budgeting und Sinking Funds. Damit lässt sich arbeiten. Jetzt brauch ich noch ein knackiges, klar definiertes Challenge-Ziel. *grübelt*
Any ideas? Mag wer mitmachen? Interesse daran, das dokumentiert mitzuverfolgen?
Ich geh mal weiter nachenken,
machts gut, bis nächste Woche
eure

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