Gewohnheiten auf Eis gelegt – die Challenge, die keine ist #2

Gewohnheiten auf Eis gelegt – die Challenge, die keine ist #2

Ich mag es gemütlich und ruhig, wenn ich meinen Hobbys nachgehen kann und keine Termine oder Verpflichtungen anstehen. Seit dem Tode meines Mannes noch viel mehr als früher.

Nun ist es aber so, dass ich vorigen Herbst als eine Art Trauerbewältigung angefangen habe, das Haus zu renovieren. Erst nur eine Wand, dann ein ganzes Zimmer, dann stieß ich auf Kreidefarben und fing an, die Möbel zu bemalen und zu restaurieren. Ich gestaltete um, baute neue Möbel zusammen und dekorierte neu.

Was hier jetzt so pragmatisch klingt, war eine höchst emotionale und schwierige Zeit, aber darum soll es heute nicht gehen – dies nur am Rande.

Irgendwann kam ich an den Punkt, wo mir immer mehr Umbauideen einfielen. Dinge, die wir nie in Angriff genommen hatten, Zimmer, die ihren Zweck verloren hatten – eins ging ins andere. An diesem Punkt erkannte ich auch, dass ich nicht alles alleine machen konnte – und auch gar nicht wollte. Sicher könnte ich auch eine Wand einreißen – aber 50 Kübel Schutt ins Erdgeschoß runterzutragen finde ich eher unwitzig. Also organisierte ich mir Unterstützung.

Und wenn die schon mal da ist, kann man ja auch gleich…. Genau, die Ideen wurden größer und umfangreicher. Ich möchte ja auch nicht die nächsten 3 Jahren immer irgendwo eine Baustelle haben, weil ich nur am Wochenende selbst renovieren kann und damit ewig brauche, bis wieder ein Raum fertig ist. Es darf nun schon zügig vorangehen. Der nächste Herbst steht vor der Tür und da wünsch ich mir ein heimeliges Nest, in dem ich mich rundum wohlfühle.

Startschuss

Jetzt wirds also ernst, morgen geht es los. Wie schon mal irgendwo hier erwähnt, wir machen aus 2 kleinen Zimmern ein großes, Wände müssen ausgemalt werden, Fußboden und Treppe erneuert, Vorzimmerfliesen ebenso, bei der Küche fällt eine Wand, im Schlafzimmer kommt der Teppich raus und ein paar übriggebliebene Möbel aus anderen Räumen werden mit Kreidefarbe gepimpt und zu einem neuen Schlafzimmer vereinigt. Die Küche wird dann auch noch grundsaniert mit neuer Spüle, Dunstabzug und Arbeitsplatte und natürlich neuer Farbe.

Baustellen auf allen Ebenen also. Das bedeutet Schutt, Dreck, Lärm und eingeschränkter Wohnkomfort für einige Zeit. Da ich aber das Endergebnis vor Augen habe, ist das für mich nicht schlimm. Ich bin darauf vorbereitet. Es handelt sich um einen überschaubaren Zeitraum – und auf das Danach freue ich mich wahnsinnig. Hach. <3

aktuelle Zwischenidee

Nun hatte ich heute – so auf der Couch liegend (Man möchte fast den Eindruck gewinnen, ich lieg nur dort herum, oder? Stimmt aber nicht.) – den grandiosen Einfall, mein Bastel- und Wollzimmer zu tauschen. Aus mehreren Gründen. Erst hat mich die viele Umräumarbeit noch blockiert, dann fiel mir glücklicherweise ein, dass diese Aktion einen Tag vor Umbaubeginn vielleicht nicht allzu schlau ist.

Und dann hab ich so nachgedacht: oft hat man ja etwas, ohne es überhaupt noch zu bemerken oder zu hinterfragen. Ist halt immer schon so gewesen… Ob es (immer noch) praktikabel oder überhaupt nützlich ist, hinterfragt man selten, wenn man wo wohnt und lebt. Man ärgert sich zwar vielleicht jede Woche über Plastikschüsseln, die einem entgegenkommen – aber deshalb gleich die ganze Küche neu strukturieren? Ist dann ja doch etwas übertrieben. Denkt man sich und ärgert sich weiter.

Jetzt bin ich aber halt auch ein Mensch, der a) gerne herumräumt (merkt man kaum, gell?) und b) Dinge hinterfragt. Also bin ich mit “objektivem Blick” (man tut so, als wäre man fremd im eigenen Haus und guckt sich alles genau an) durch die Hütte hier gelatscht und hab mir die einzelnen Zimmer mal so angesehen. Welche kann man umräumen, welche müsste man bautechnisch umbauen, welche können bleiben? Dabei hab ich einiges bemerkt, dass mir so im Alltag gar nicht auffällt, man wird halt betriebsblind.

Die “Glühbirnen”-Erkenntnis kam mir irgendwo dazwischen.
Ja, ich habe voriges Jahr begonnen, mir mein Häuschen so gemütlich wie möglich einzurichten, hab viel Handwerkliches gelernt, was ich früher nie machen musste und bin oft an meine Grenzen gestoßen. Alles halt im Rahmen meiner Möglichkeiten. Und meines emotionalen Zustandes.

Und genau DER ist der Knackpunkt. Es ist Zeit für den nächsten großen Schritt nach vorne. Ich habe im Herbst schon versucht, das Haus und den Inhalt zu “meinem” zu machen, habe jede Lade und jedes Kasterl aus- und umgeräumt, um zu wissen, was ich alles habe und wo es sich befindet.

Bei vielen dieser Schränke und Gegenstände konnte ich aber nichts machen – alles war noch viel zu sehr mit meinem Mann verknüpft und ich in einer Art Stockstarre. Ich hab die Dinge dann zwar sortiert (und braucht nach jeder Lade 3 Tage um wieder emotional stabil zu werden), aber oft hab ich die Dinge nur neu geordnet und wieder reingelegt. Dort liegen sie seit einem Jahr, weil ich sie nicht brauche und nichts damit anzufangen weiß.

Da wurde mir klar, dass die nächste Runde “Boden gutmachen”, ausmisten und umstrukturieren dran ist. Noch einen Schritt tiefer in mein neues Leben einzutauchen. Ein Leben, dass ich so nie wollte – und genau aus diesem Grund nehme ich mir das Recht, es genau so zu gestalten, wie ich es für den Moment richtig halte.

Was hat das jetzt mit Gewohnheit zu tun?

Um den Bogen zur Überschrift wieder hinzukriegen: für die nächsten Wochen ist Umbruch angesagt. Erst Baustelle, dann Renovieren, dann Dekorierung und dann noch das interne “Räumchen wechsel dich”-Spiel.

Da haben Hobbys kaum bis gar keinen Platz. Nebenbei sollte ich ja auch wieder was arbeiten und mein Geschäft herbstfit machen. Das gewohnte Alltagsleben liegt also erstmal auf Eis. Ob stricken, sticken, basteln – all das hat nachher wieder Raum. Und Zeit.

Ich ärgere mich also nicht schon im Vorhinein, was ich jetzt alles (vielleicht) nicht tun kann und bring mich damit selbst in eine Meckerposition, in der mir jedes Staubkorn auf die Nerven geht und ich sehnsuchtsvoll zu meinem Bastelpapier schiele – ich begebe mich auf einen äußerlichen Transformationsprozess, bei dem ich mich jetzt schon auf das Ergebnis freue – egal, wie es dann genau aussehen wird (denn so, wie ich es mir jetzt vorstelle, ganz sicher nicht – soviel hab ich schon gelernt). Mal schauen, was sich dabei innerlich so tut. Ich bin gespannt. Ich habe so das Gefühl, dass mal wieder ein Abschnitt meines Lebens (meiner Trauer) vorbei ist und ein neuer auf mich wartet.

Also dann, frisch in die Hände gespuckt und die Bohrmaschine vorgewärmt 😉

Bis demnächst

eure

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