Jahresrückblick 2021

Jahresrückblick 2021

Na schau ma mal…

So im Rückspiegel schauts gar nicht so übel aus, dieses Jahr, aber das ist ja oft so. Rückspiegel verzerren ja auch immer ein bissl, gell?

Noch dazu mag ich nach vorne gucken ja viel lieber, weil spannender – das hinter mir ist ja eh schon vorbei und kann nicht mehr geändert werden. Vorne hab ich noch alle Möglichkeiten offen.

2022 steht im Zeichen von “Was ich alles TUN kann, wenn ich ALLES tun kann!” – mein Sabbatical, mein Frei-Jahr, meine Zeit ohne VerPFLICHTungen. Ich sags euch, ich freu mich schon wie blöde drauf. Und wäre ich nicht so à jour mit den Zeitenergien, ich würd glatt schon mit 2022 anfangen. 😉

Ich weiß um das Privileg, so leben zu dürfen – aber ich denke, der Preis war auch hoch genug. Ich glaube nicht, das jemand mit mir tauschen möchte.

So, nun aber zurück zu 2021. Schauen wir uns das nochmal an.

Jänner

Sehr zäh und finster. Ich war in einer tiefen Melancholie gefangen, die mit Jahresbeginn einsetze und aus der ich mich nicht befreien konnte. Ich kam mit dem Tod von Richi überhaupt nicht mehr klar und sah keinerlei Sinn im Weiteratmen. Von Leben ganz zu schweigen. Die jeweiligen Lockdowns tangierten mich gar nicht – ich brauchte das Haus nicht verlassen, das genügte mir. Nur schön kuschelig daheim eingraben. Dass damit mein Geschäft dem Untergang geweiht war – mirdochegal.

Dabei war ich durchaus produktiv und fleißig wie ein Bienchen, habe den Keller ausgemistet (und könnt grad heulen, wenn ich mir die Fotos ansehe, wie schön das alles sortiert war und wie es jetzt aussieht). Wie ich das zeitgleich geschafft habe, ist mir ein Rätsel.

Februar

Nach meinen Fotos hat es im Februar geschneit, ich war spazieren (echt erwähnenswert) und beim Friseur (noch erwähnenswerter), das Geschäft war mal wieder eine zeitlang offen. Weiters habe ich viel wert auf Kuscheln (10 Deckenfußfotos) und Freundinnentreffen (5 Weinglasfotos) gelegt, glaubt man meiner Fotowand. Ich habe begonnen das Vorzimmer und das Klo auszumalen und neu zu dekorieren, war also offenbar wieder ziemlich betriebsam. Obwohl meine Tagebuchaufzeichnungen auch eher wieder in die Depri-Ecke weisen und mir im Rückblick der Februar fast noch finsterer erscheint als der Jänner.

Witzig wie sich die Wahrnehmung und Erinnerung oft täuschen kann.

März

Ich finde langsam wieder ins Leben zurück, dekoriere, renoviere (und bin grad absolut “entsetzt” über dieses kleine Wohnzimmer und wie schnell man sich an neue Weiten gewöhnt.

Jede Woche nehm ich mir einen anderen Raum vor, räuchere, stricke, lese, lass den Garten “verwüsten” (die Thujen kamen raus – seither ist leider nix Gravierendes mehr passiert). Doch ja, man kann sagen ich habe angefangen, wieder am Leben teilzunehmen. Nicht mehr so wie früher, ich lebe zurückgezogener, ruhiger, bewusster. Partys und belanglose Gespräche interessieren mich nicht mehr, ich brauch es nicht mehr laut und lustig. Lustig kann ich auch im kleinen Rahmen.

Ostern steht vor der Tür, das Geschäft läuft mässig, aber zumindest ist offen. Der nächste Lockdown steht ebenfalls vor der Tür, Osterurlaub ist mal wieder gestrichen. Schade, ich wollte doch endlich meine Fahrkünste mit dem Womo testen.

April

Juhuu, Lockdown… oder so. Die Essecke wird umgebaut und gestrichen, ich putze, renoviere weiter, stricke – und lebe für mich. Andere Menschen brauch ich kaum bis gar nicht, bin mir selbst genug. Erfreue mich an dem, was ich alles kann und zustande bringe, bin stolz auf mich (zum ersten Mal in meinem Leben). Ich mag mein “neues” Haus, entstanden und verschönert aus allem, was da war und neuen Elementen.

Wie mein Leben. Vieles ging kaputt, war unwiederbringlich verloren. Aus den Resten, den Trümmern und einigen neuen Elementen bastelte ich mir wieder ein Leben. Ein durchaus lebenswertes, wie ich finde – auch wenn ich nicht mehr die bin, die ich war. Und auch nicht mehr so praktisch bequem und angepasst bin und somit immer wieder Menschen vor den Kopf stoße. Damit müssen sie wohl leben. Oder mir aus dem weg gehen. Ist ja nicht mein Kopf, der gestoßen wird.

Mai

Neben meinen Hobbys stricken, lesen, sticken und Möbel bemalen *grins* kommt neu Basteln mit Papier hinzu. Endlich kann ich mich mal wieder in eine völlig neue Welt begeben, kann recherchieren, Dinge kaufen, Bücher lesen, Videos gucken und Webseiten durchstöbern. Da tun sich Welten auf. Ich staune und krieg den Mund nimma zu – die Geldbörse leider auch nicht. Man braucht Papier, Kleber, Werkzeuge, alte Dinge – Action wird mein neuer bester Freund. Wie eine Geistesgestörte kaufe ich mich durch die Abteilungen. Aber ich hab was zu tun, bin “abgelenkt” und entdecke wieder meine natürliche Neugier.

Juni

Geschafft, wir machen WoMo-Urlaub. Ich komme gut an, fühle mich wohl und schaff das alles erstaunlich gut. Klar gibt es Momente und Zeiten, wo ich nur traurig aufs Wasser starre und mich frage, wie das alles werden soll. Wo ich Richi unsagbar vermisse und am liebsten alle Aktivitäten einstellen möchte. Aber ganz ehrlich? Der Stolz drauf, was ich alles schaffe, ist meist größer und vordringlicher.

Ich erlebe meine Urlaubstage sehr bewusst und erkenne durchaus auch die positiven Seiten, schlafe, esse, bastle wann immer ich möchte.

Wieder daheim wird der Garten in Angriff genommen, zumindest soweit ich es kann. Auf meine Gärtner ist leider kein Verlass, aber mittlerweile mach ich so vieles selbst, da geht auch im Freien was.

Juli

JAA! Meine größte Hürde ist gemeistert – ich bin 700km mit dem WoMo gefahren um 3 Wochen Urlaub in Jesolo zu machen. Unserer Wahlheimat, unserem Lieblingskraftort. Nach 22 Jahren bin ich alleine dort, all die Erinnerungen, Gewohnheiten, alles was wir gemeinsam dort erlabt haben. Ich halte es es, lebe es bewusst, lasse Trauer, Wut, Enttäuschung, Frust, Schmerz zu – und gehe durch. Bis ich am anderen Ende im Sonnenlicht herauskomme. Neue Erinnerungen schaffe, mich wohlfühle, genieße, ankomme.

August

Der Wunschumbau geht nicht mehr ohne Hilfe, denn jetzt gehts ans Eingemachte. Wände werden niedergerissen, Böden entfernt – jeder Raum bekommt ein MakeOver. Ich gestalte das Haus komplett nach meinen Wünschen um, ich möchte mich wohlfühlen, egal, wo ich mich grad aufhalte (beim Keller arbeite ich noch dran). 😉

Wir leben 3 Wochen auf einer Baustelle, in Schutt und Dreck, bauen abends auf der Couch ein Bett, essen 21 Tage Fastfood, das wir uns liefern lassen – weil wir keine Küche haben. Doch Ende August ist es soweit – das Haus erstrahlt in neuem Glanz. Also würde es, wenn nicht alles so staubig wäre… Ich fange also an zu putzen, und habe dabei echt jeden Gegenstand im haus in der Hand. Und stelle fest: ich hab definitiv zu viele Gegenstände. Grade als ich ziemlich fertig bin…

September

…erbe ich quasi ein Bastelzimmer. Also ich hab schon was bezahlt dafür, aber das war mehr so symbolisch.

Und wieder ist der Keller vollgemüllt bis an die Decke.

September – ein Jahr Witwe, ein Jahr alleine, 1 Jahr Ausnahmezustand.
Würde ich alles wieder so machen? Ja.
Bereue ich etwas von dem was ich getan/geändert habe? Nein.

Ich lebe anders, bewusster, mehr auf mich und meine Bedürfnisse bezogen. Wenn ich fröhlich bin, lache ich. Wenn ich traurig bin, weine ich. Freue ich mich, teil ich das mit anderen. Bin ich melancholisch, zieh ich mich zurück. Ich tue was mir gut tut und lasse, was mir nicht behagt.

Ich brauchte die Umbauten und Renovierungen ebenso wie die Herausforderungen, die Überschreitungen meiner Grenzen und das Verlassen meiner Komfortzone. Dadurch spürte ich mich und gab mir selbst die Chance mich wieder “zusammenzusetzen”.

Oktober

Womit ich nicht gerechnet hätte, trifft ein – das 2. Trauerjahr ist viel beschi**ener als das erste. Es wird “wirklicher”, “realer”, “greifbarer”. Egal wie sehr ich mich anstrenge, was ich auch tue oder schaffe – nichts davon kann mir meinen Mann wiedergeben. Offenbar hatte ich bis dato die Hoffnung noch nicht aufgegeben – der Mensch ist ein merkwürdiges Wesen. Vielleicht bin auch nur ich so komisch.

Es war wie eine Ohrfeige vom Universum – also ziemlich gewaltig. Plumps, saß ich im nächsten tiefen Loch. Diesmal wusste ich allerdings nicht mehr, was mich da noch rausholen sollte. Hoffnung hatte ich ja keine mehr. Sinn in irgendwas sehen? Fehlanzeige. Motivation für einen anderen Blickwinkel? Danke nein, zu anstrengend.

Richi “bekam” sein eigenes Feuerwehrauto, ich heulte nur, weil er nichts mehr davon hatte. Er wäre so stolz gewesen. warum bekommen menschen fast immer erst dann die Anerkennung, die ihnen gebührt, wenn sie nichts mehr davon haben?

Ich fand das Leben und die Welt nur mehr unfair, ungerecht, sinnlos und blöd. Trotzdem stand ich täglich auf und erledigte meine Arbeit. Lustlos, aber irgendetwas in mir befand offenbar trotz allem, dass man auch ohne Sinn weitermachen kann.

November

Langsam rapple ich mich wieder auf, dafür wird mir immer bewusster, das ich mein Geschäft wohl nicht übers Jahr bringe. Ich muss schließen. Die Entscheidung machte ich mir nicht leicht, aber nachdem sie getroffen war, ist die Erleichterung riesig.

Quasi als Bestätigung dreht sich meine Zukunft und mein Blick aufs Leben um 180 Grad. Von jetzt auf gleich. Also b irgendjemand oder etwas nur darauf gewartet hätte, das sich mich von aller Verpflichtung befreie.

Ich höre nach 35 Jahren zu rauchen auf, fange an täglich spazieren zu gehen, habe plötzlich die Idee, pilgern zu gehen und atme richtig tief durch.

Dezember

Die “Last” der Selbständigkeit rutscht von mir ab und ich wachse täglich ein Stückchen mehr. Ich produziere Ideen und Bilder für 2022, witziger- oder paradoxerweise aber nur als “Vorschlag”. Pläne hab ich keine, Ziele auch nicht.

Erstmals nach 16 Jahren Selbständigkeit hab ich kein neues Projekt im Talon, nichts, was ich als nächstes zu Geld machen möchte. Ich möchte leben, atmen, sein. ich habe das Privileg, dies machen zu können ohne mir finanziell Sorgen machen zu müssen. Alle lebenswichtigen Zahlungen sind gesichert, ich kann mir Essen kaufen, Strom und Miete sind gedeckt.

Ich habe mehr als genug “Besitztümer” im Bereich Basteln, Handarbeiten und weitere Hobbys, um mehr als 1 Jahr kreativ sein zu können ohne etwas dabei zu vermissen.

Ich freue mich darauf, auszumisten, vielleicht ein karitatives Projekt zu finden, für das ich mich engagieren möchte, Ordnung zu schaffen, mich hier auf meinem Blog mitzuteilen… “Vielleichts” gibt es viele, “Muss ich” gar keine.

WAS ICH ALLES TUN KANN, WENN ICH ALLES TUN KANN – dies wird mein Motto 2022, das Jahr des Jupiter – mein Jahr. Neu, aufregend, spannend – ruhig, besinnlich, bewusst – alles, nichts, vieles…

Ich wünsche dir ein wunderbares, einzigartiges, erlebnisreiches 2022 und freue mich, wenn du hier mitlesen möchtest.

Deine

PS: Wer noch nicht genug hat, kann sich ja den Jahresrückblickvorschau-Post von 2020 angucken – find ich ganz interessant, was ich damals wollte und tatsächlich schaffte. Silvester 2020

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